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    Nachlass Albert Karl Vieth

    Signatur: LkAH N 142

    Nachlass Albert Karl Vieth

    Vieth, Albert (1906-1991) [Bestandsbildner]

    1950-1986. - Nachlass, Archivbestand

    Benutzbar.

    Biographische Notiz: Albert Karl Vieth wurde am 26. Januar 1906 als Sohn eines Mittelschullehrers in Hannover geboren. Er besuchte die Volksschule und das Ratsgymnasium in Hannover und studierte in Göttingen und Tübingen Ev. Theologie. Nach bestandener 1. theologischer Staatsprüfung besuchte er von Herbst 1928 bis 1930 das Predigerseminar Erichsburg und wurde nach Absolvierung der 2. Staatsprüfung am 31. Oktober 1930 in Hannover ordiniert.Ab 1. November 1930 wirkte Vieth als Hilfsgeistlicher an der Neustädter Kirche in Hannover, ab 14. Juli 1931 an der Stadtkirche in Celle. Am 1. Juni 1932 wurde er zum Pastor in Landolfshausen, am 1. Dezember 1934 an der Nazarethkirche in Hannover und am 1. März 1938 an der aus Teilen der Nazareth- und Pauluskirchengemeinde neugegründeten Bugenhagenkirche ernannt.Vieth schloss sich im Oktober 1933 zunächst der Glaubensbewegung Deutsche Christen (DC) an. Ende des Jahres trat er auch der SA bei, "tat dies mit der überwiegenden Mehrheit einer damaligen ländlichen Gemeinde Landolfshausen, um im Gegensatz zu Rosenberg und anderen Führern der NSDAP besonders in der Männerwelt den bewusst christlichen Einfluss zur Geltung zu bringen". Öffentliche Vorträge gegen die Ideologie von Alfred Rosenberg, Walther Darrè und Jakob Wilhelm Hauer führten indessen zu Restriktionen durch die Gestapo. Bereits im April 1934 verließ Vieth die DC-Bewegung und wurde Mitglied der Bekenntnisfront. Im gleichen Jahr erhielt er Redeverbot für Vorträge zu "antinationalsozialistischen Themen". Wegen der Radikalisierung innerhalb der SA trat Vieth 1935 zur Reserve über und blieb dort bis zum Eintritt in die Wehrmacht 1939, "um [...] der Hetze gegen Christentum und Kirche durch offenes Bekenntnis und in persönlichen Gesprächen entgegenzuterten". Wegen seiner systemkritischen Haltung wurde er bei der Überführung der SA in die NSDAP 1937 als "politisch unzuverlässig und gefährlich eingestuft" und seine Aufnahme in die Partei abgelehnt.Örtliche NSDAP-Mitglieder bezeichneten ihn öffentlich als "Nazifeind" und griffen ihn scharf an. Nach aktivem Militärdienst kehrte Vieth im Spätsommer 1945 nach fünfjähriger Abwesenheit an die Bugenhagenkirche zurück. Bei der Entnazifizierung wurde er als "entlastet"eingestuft.Zum 1. April 1952 trat Albert Vieth eine neue Stelle als Pastor an der Christuskirche und Superintendent des Kirchenkreises Hannover III, später Hannover-Nordwest an, wo er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 1. Februar 1975 wirkte. Auch danach blieb er seelsorgerlich tätig und übernahm bis Ende 1983 die Betreuung evangelischer Patienten im Vinzentstift in Hannover-Kirchrode. Verheiratet war Vieth mit Gisela Vieth, geborene Waeßerling (gestorben 1980). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Albert Vieth starb am 30. Juli 1991 in Hannover.Tätigkeit in kirchlichen Gremien und Ausschüssen:Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit und den vielfältigen Aufgaben als Superintendent arbeitete Vieth in zahlreichen Fachgremien mit. Er war unter anderem Sprengelbeauftragter des Männerwerks, Mitglied des Prüfungsausschusses für die Theologischen Prüfungen, Mitglied des Arbeitskreises Christlicher Kirchen (ACK) Hannover und Vorsitzender des am 1. Juli 1971 vom Stadtkirchenverband beschlossen und am 17. September 1971 konstituierten Rationalisierungsausschusses zur Überprüfung der Stellenpläne der Kirchengemeinden und der Kirchenkreise in ihrer Relation zur Seelenzahl und den jeweiligen Aufgaben, zur Überprüfung des Umfangs der Gemeinden hinsichtlich ihrer Funktionsfähigkeit und Effektivität und der Überprüfung der sachlichen Ausstattung der Gemeinden und Kirchenkreise im Blick auf den von ihnen zu leistenden Dienst.Besondere Beachtung verdient seine Tätigkeit als Vorsitzender des Ausschusses für Erziehungs- und Schulfragen, des Kindergartenausschusses und des Ausschusses für Ökumene, Freikirchen, Sekten und Weltanschauungsgemeinschaften beim Stadtkirchenvorstand Hannover.Der Erziehungs- und Schulausschuss wurde am 15. September 1959 gebildet, mit der Aufgabe, "im Zusammenwirken mit dem Schulpfarramt für die ordnungsmäßige Erteilung des Religionsunterrichtes an den öffentlichen Schulen zu sorgen, soweit dieser von kirchlichen Lehrkräften erteilt wird, diese selber für ihren Dienst durch pädagogische Fortbildung und Bereitstellung von Hilfsmitteln aller Ar zuzurüsten, die Entwicklung der Religionspädagogik zu verfolgen und praktisch fruchtbar zu machen und den Kontakt zwischen Kirche und Schule überhaupt zu pflegen". Ursprünglich als Unterausschuss des Erziehungs- und Schulausschusses geführt, wurde der von Vieth ebenfalls geleitete Kindergartenausschuss am 16. April 1970 verselbstständigt. Sein Zweck war die Erledigung von Anträgen aus den Gemeinden auf Bezuschussung der Kindergartenarbeit, Stellungnahme zu Bauplänen für Neubauten und Sanierungsvorhaben sowie Aufstellung von Prioritäten in der Bauplanung und Aufstellung eines Rahmenstellenplans für die pädagogischen Fach- und die technischen Hilfskräfte.In seiner Sitzung vom 5. Juni 1964 beschloss der Stadtkirchenvorstand die Schaffung eines Ausschusses "Sekten/freireligiöse Bewegungen". Unter der amtlichen Bezeichnung "Ausschuss für Freikirchen, Sekten und Weltanschauungsgemeinschaften" konstituierte er sich am 19. November 1964. Seit den 1980er Jahren firmierte er als "Arbeitskreis für religiöse und weltanschauliche Sondergruppen und Fremdreligionen". Auch hier wurde Vieth zum Vorsitzenden bestimmt, nachdem er vorher schon Mitglied des konfessionskundlichen Ausschusses gewesen war. Das Ziel des Gremiums war die Beobachtung und Erforschung, Information über und Auseinandersetzung mit kirchlichen und außerkirchlichen Gemeinschaften.Standen in den ersten Jahren noch freikirchliche Gruppierungen (Baptisten, Methodisten), Freimaurer, Rosenkreuzer, Pfingstprediger und christlich beeinflusste Sekten wie Zeugen Jehovas, Mormonen ("Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage") und Siebenten-Tags-Adventisten im Vordergrund, so beschäftigte sich der Ausschuss seit Ende der 60er Jahre auch zunehmend mit sogenannten Neureligionen("Jugendreligionen") fernöstlicher Prägung. Eine Rolle spielten hier vor allem die Vereinigungskirche e.V. (sogenannte Mun-Sekte), die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (Hare Krsna-Bewegung), die Transzendentale Meditation von Guru Maharishi Mahesh Yogi und die Neo-Sannyas-Bewegung (Rajneeshismus) des Bhagwan Shree Rajneesh/Osho, die auch in Hannover zeitweise stark im Fokus der Öffentlichkeit stand. Psychosekten (Scientology), Okkultismus und Spiritismus traten ebenfalls hinzu. Zu den Aufagben des Ausschusses gehörte auch die Untersuchung und Bobachtung der seit 1967 ständig zunehmenden Kirchenaustrittsbewegung. Albert Vieth erwies sich als ein profunder Kenner des Sektenwesens und leitete den Arbeitskreis noch lange Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Kirchendienst. So war es nur konsequent, dass er auch als Vertreter der Landeskirche in den 1952 gebildeten Arbeitskreis "Freikirchen und Sekten" der VELKD berufen wurde.

    Literaturhinweise: Claudia Wilke, Kindergärten in Hannover: 150 Jahre Kindergarten, Hannover 1991;, Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten: Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen, Stuttgart 1982;, Hans Krech, Matthias Kleiminger (Hrsg.): Handbuch religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, Gütersloh 2006

    http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=b9082

    Ordnungszustand: Feingeordnet

    Hinweis zu Herkunft und Bearbeitung: Der Bestand N 142 wurde nach Vieths Tod an das Landeskirchliche Archiv übergeben und im August 2007 geordnet und verzeichnet. Er enthält außer einer Einzelakte aus der Arbeit des Landesverbandes für Kindergottesdienst ausschließlich Unterlagen zu Vieths Tätigkeit im Kindergartenausschuss und im Ausschuss für Ökomene, Freikirchen, Sekten und Weltanschauungsfragen, aus ersterem insbesondere Akten über Bau und Unterhaltung evangelischer Kindergärten und Kindertagesstätten im Bereich des Stadtkirchenverbandes Hannover und allgemein über die Kindergartenverhältnisse in den Jahren 1970 bis 1975. Den weitaus größten Teil machen die unterlagen des Sektenausschusses aus, die ein detailliertes Bild von der Tätigkeit der einzelnen Gemeinschaften in Hannover und ihrer Wahrnehmung durch landeskirchliche Stellen zeichnen. Kassiert wurden allgemeine Akten des Stadtkirchenausschusses (einschließlich Planungsausschuss und Finanzausschuss), der Ephorenkonferenz und des Stadtkirchenvorstands, ebenso des Arbeitskreises "Freikirchen und Sekten", die im Bestand "D 15 X (Luth. Kirchenamt Hannover) Nr. 5770 B1" überliefert sind. Einzelne Akten aus Vieths Arbeits als Superintendent wurden ausgesondert und dem Bestand "H 19 (Ephoralarchiv Hannover-Nordwest [Hannover III])" angegliedert. Für ergänzendes Material sei auf die Personalakte (= B 7 [Persoanlakten von Pastoren] Nr. 3246) verwiesen.

    Weitere Findmittel: Online-Findbuch, Recherche und Bestellung über Niedersächisches Archivportal (Archinsys)

    [Standort: LkAH]

    DE-611-BF-58738