Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff  Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 275

---

14.01.1910. - 7 Seiten, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe:   Nachbesetzung der Violinstelle durch Willy Hess: Direktorium war am 4.1.1910 einstimmig für Hess, Schmidt will aber von Kretzschmar ein zusätzliches Urteil über Hess durch Marteau und Klingler.   MB ist empört, dass das Direktorium damit in seiner Kompetenz relativiert wird:  „Gerade darin zeigte sich der alte Kaiser als ein großer Charakter, daß er stets wenn es sich um wichtige Entschließungen handelte, nur seine verantwortlichen Rathgeber hörte – so viel ihm auch Andere (u. A. Augusta, Schleinitz etc.) etc. stets in den Ohren lagen. Jetzt aber haben wir nur charakterlose Schwächlinge, die nie wissen, was sie wollen, nichts von den Dingen verstehen, und haltlos hin und her schwanken – jedem Einfluß widerstandslos preisgegeben.  Es kommt noch dazu, daß Moser und Marteau (wie ich jetzt aus zuverlässigster Quelle positiv weiß) in einer ganz bestimmten Richtung arbeiten, resp. intriguiren. Sie wollen Beide keinen bedeutenden Geiger, weil der ihnen schaden könnte, und arbeiten daher heimlich daran, einen früheren Schüler von Moser, den unausstehlichen Polnischen Juden Waghalter in diese Stelle zu bringen. Ich habe K.r [Kretzschmar] Kenntniß von dieser Intrigue gegeben (weil es sich nicht um Hypotheken sondern um Thatsachen handelt). Und nun soll K-r in Schmidts Auftrag gerade Marteau nach Hess fragen – Marteau, den Intimus von Moser!  So liegen die Dinge. Glatt geht die Sache also nicht! Aber in wenigen Tagen werden wir ‚angenehmere und freudenvollere Töne‘ anstimme, mein Lieber!

Bemerkung:   Max Bruch 

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4306976, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4306976

Erfassung: 3. Dezember 2025 ; Modifikation: 3. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-03T16:38:39+01:00

---