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Brief von Alfred von Meißner an Alexander Jung, [24.06.[1858]]Franz-Michael-Felder-Archiv (Bregenz)Sammlung AutographenSignatur: AU : 16 : 31

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Brief von Alfred von Meißner an Alexander Jung, [24.06.[1858]]Franz-Michael-Felder-Archiv (Bregenz) ; Sammlung Autographen

Signatur: AU : 16 : 31


Karlsbad. - 4 Br. (1 unvollständig), zusammen 11 S, Tinte, m. e. U.. - Brief

Inhaltsangabe: Gleichfalls an Alexander Jung in Königsberg. Ausführlich über Verleger und Kritiken. Meissner berichtet jeweils über seine vergeblichen Bemühungen, die Verleger Bellmann, Dominicus oder Dumont für Jungs Gedichte zu erwärmen. Zugleich klagt er immer wieder über die Mißachtung oder Verkennung seines vierbändigen Romans "Sansara" durch Zeitschriften und Kritiker. Dabei wird deutlich, wie sehr beide Schriftsteller sich in wirtschaftlicher Not befinden. "... Statt Gewinn hat Grunow bisher nur Schaden an m. Sansara, ich erwartete (da ich gewissermassen auf Tantièmen von jedem Hundert Exemplare abgeschlossen hatte) Gewinn & sehe nun, daß ich vor Jahren nichts hoffen darf. Dabei fangen Feinde schon an, das Buch anzugreifen (Ein Notizler aus Prag, dem ich meine volle Verachtung zu zeigen gewohnt bin). Es heißt: ich schlage mir selbst damit eine tiefe Wunde, das Buch sei elend, werthlos etc. So wird der Absatz im Voraus untergraben & - nirgends regt sich eine freundliche Feder! Stimmen wie die Ihrige, in einem Winkel von Deutschland für mich erhoben, verhallen kaum gehört! [27.VI.] ... Vorgestern las ich eine Kritik von [Julian] Schmidt. Dieser Mensch ist von einer Monotonie & Trockenheit, die nur in Deutschland einem Schriftsteller gestattet werden kann ... Weil Hostivin [die Hauptfigur des Romans Sansara] kein Arbeiter ist, d. h. kein Gewürzkrämer, Handschuhmacher oder Strumpfwirker, ist er unberechtigt für die Poesie. Die Odyssee, der Don Quichote, Childe Harold so doch auch Romane, obwohl sie ihre Helden nicht bei der Arbeit aufsuchen. Von der Poesie eines Werkes, der Darstellung der Leidenschaften, den Charakteren & deren Gegenüberstellung, Erfindung, Verflechtung, Gruppirung, Malerei ist gar keine Rede mehr; nur das Moralisiren hat Geltung ... Mich tröstet nur, daß das Buch bald französisch da sein wird, d. h. lesbar für alle Welt. Der deutsche Geist ist dürr & flach geworden; ich kann mich auf dieser ebenen Gegend durchaus nicht zu Hause fühlen ... In Deutschland ist mir Sansara bereits so gut wie todt gemacht. Erwarte noch ein paar Hinrichtungen im Museum, Allg. Augsb. dann ists überstanden. Nirgends ein Freund bei den Mächtigen ... Ich arbeite schon wieder. Diesmal an einem Drama. In zwei Wochen werde ich fertig sein. Dann sogleich gehe ich an das aufmerksame Studium Ihrer Lebenskunst; dazu muß ich ruhiger sein, als ich es jetzt bin. Ihren 'Bettler' las ich vor vier oder fünf Jahren, er erschien mir hochpoetisch ... Eben dieser Tage las ich Emerson Repres. Men. Der Aufsatz über Napol. & Goethe gefiel mir sehr ..." [4.VII.1858]. - Jungs Novelle "Der Bettler von James Park" war bereits 1850 erschienen, ebenso wie Ralph Waldo Emersons Buch "Representative Men". - Auch die folgenden beiden Briefe handeln z. T. noch von Meissners "Sansara" und von seinen Bemühungen, Jungs Gedichte in Zeitschriften unterzubringen, wobei Robert Prutz und Karl Rosenkranz erwähnt werden.

Pfad: Sammlung Autographen

DE-611-HS-3834328, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-3834328

Erfassung: 1. Juli 2014 ; Modifikation: 12. Dezember 2014 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T16:38:48+01:00