Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff  Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 360

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Bergisch Gladbach, 02.01.1869. - 8 Seiten, Deutsch. - Brief, Postkarte

Inhaltsangabe:   Opernprojekt Hermione  Neujahrsgrüße, ER ist bereits in Berlin, MB hofft, über Julius DuMont Näheres über ER zu erfahren. MB kämpft mit sich selbst, bittet ER um Suche einer Wohnung in Berlin.  „Ich lebe hier am Rhein seit 14 Tagen wie der allerfaulste Seehund, thue geradezu nichts, und ärgere mich dabei fortwährend über mich selbst.“ Kann keine kleineren, aus finanziellen Gründen notwendigen Arbeiten machen, weil er sich mit der neuen Oper [Hermione] beschäftigt, wartet auf Nachricht von Hopffer (Librettist in Berlin). Will Ende Januar nach Berlin, vorher noch nach Krefeld, Hannover und Sondershausen, bittet ER sich um ein Quartier für ihn umzusehen.   „Es ist eine Mühe, eine Last für Dich, Du bist aber doch der Einzige, den ich darum bitten darf. Jedenfalls vor dem Potsdamer oder Brandenburger Thor – sehr ruhig – möglichst hübsch eingerichtet, 2 Zimmer, - auf 5 Thaler mehr oder weniger darf es mir in diesem Fall nicht ankommen.“ Zweifelt aber, ob es ihm gelingt in Berlin „absolute Ruhe und Schaffensstimmung zu erlangen. Man müßte scheinbar abreisen, und dann incognito bleiben; das wäre das Eine, das Andere: im Quartier Behagen genug zur Skizzirung einer so großen Arbeit zu finden. Findet sich das in Berlin nicht, so muß ich sehen, in 3-4 Wochen mit Hopffer alle bis dahin noch zweifelhaften Einzelheiten festzustellen und mich irgendwo anders einrichten, vielleicht für ein paar Monate in Bonn, wo ich doch in der Nähe meiner Schwester wäre, und gewiß gut und still wohnen könnte. – Nous verrons. – Hiller habe ich nicht mehr gesehen. Ich kam Dienstag vor Weihanchten in Cöln an, und er reiste Mittwoch früh nach Petersburg ab. – Gernsh. ist nach Worms; seine Verlobung ist zurückgezogen. Näheres denke ich von ihm selbst zu hören. ... Der Bach-Verein hat die für den 30. Decbr. projectirte öffentliche Versammlung verschoben. Bismarck hat sich in Bonn nach dem Bach-Verein erkundigt – ob man der Aufführung nicht beiwohnen könne? Die drei Solospielerinnen zittern noch jetzt vor Erregung am ganzen Leibe, wenn sie sich lebhaft vorstellen, sie hättem das Tripelconcert Sr. Excellenz, dem Bundeskanzler, nein, dem großen Bismarck vorgespielt! – Es wäre wirklich herrlich gewesen! – Ueber die sonstigen Bach-Vereins-Angelegenheiten wirst Du durch DuMont gründlich unterrichtet sein. Dein Nachfolger Herr Mertke wird sich dieser Tage bei Dr. Steinberger treffen. Er soll backsteif spielen und übrigens ein unschädlicher Mensch sein, mit Gernsheim und ... innig befreundet! Ich höre Joachim kommt nächstens durch Cöln, nach Belgien etc. reisend. Hoffentlich sehe ich ihn. Grüße ihn sehr herzlich.“  Grüße auch von Zanders an ER . „Nächsten Sonntag bin ich mit meiner Schwester bei deren Schülerin Frau Wittgenstein in Bonn und werde dort u. A. Frau Klingemann, Frl. Böcking etc. sehen. Bei Almenröders geht es gut. Wir brachten den Abend des I. Festtags bei ihnen zu, recht hübsch und behaglich. Die Mina schwingt fortwährend mit größter Kraft und Entschiedenheit das häusliche Scepter, fürchtet sich nicht vor Hölle und Teufel, rettet noch mitunter als energischer Chor-Husar den Sopran, und gedenkt in zarteren Momenten mit stets erneuter Liebe und Anhänglichkeit – Deiner! Dies muß Dich doch rühren, Du verdientest sonst nicht „ein Mensch zu sein“. – Aber im Ernst: alle Achtung vor der Mina; sie füllt ihre nicht sehr bequeme Stelle ganz famos aus. - Ich hoffe, bei Euch zu Hause geht Alles gut, Heimann hält sich doch jetzt? Empfiehl mich Deinen sehr lieben Eltern herzlichst, du sei Du selbst vielmals gegrüßt von Deinem altergebenen Max Bruch.

Bemerkung:   Max Bruch 

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4307732, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4307732

Erfassung: 8. Dezember 2025 ; Modifikation: 8. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-08T14:18:47+01:00

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